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Verkehrsunfall
Ein Besuch beim Verkehrskommissariat
Was sind die Aufgaben der Kolleginnen und Kollegen aus dem Verkehrskommissariat? Wie sieht der Tagesablauf aus und wo liegen die Herausforderungen? Der Leiter der Dienststelle Thorsten Stolte und sein Vertreter Thorsten Lipka stellen das Kommissariat etwas genauer vor.

Nicht immer ist etwas so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Das wissen die 13 Beamtinnen und Beamten vom Verkehrskommissariat sehr gut. Sie bekommen alle Verkehrsunfälle, Verkehrsstraftaten sowie Verkehrsordnungswidrigkeiten aus Oberhausen auf den Tisch. Und dann geht es erstmal darum zu prüfen, ob sich alles wirklich so ereignet hat, wie die Beteiligten und Zeugen es angegeben haben.

„Der Tag beginnt aber zunächst damit, dass alle Vorgänge aus dem Norden und Süden Oberhausens aus den Wachen an die entsprechende Sachbearbeitung verteilt werden", erzählt Dienststellenleiter Thorsten Stolte. „Im ersten Schritt stellen die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter dann fest, ob die Aufnahme schlüssig ist. Dann müssen die Beteiligten angeschrieben und vernommen, bzw. angehört werden. Dazu gehört auch, dass wir uns die Darstellung des Unfallhergangs von Zeugen schildern lassen müssen. Denn gerade bei zwei verschiedenen Versionen, ist es schwer einen objektiven Blick für das Geschehene zu bekommen."

Seit 1981 ist der Dienststellenleiter Thorsten Stolte schon Polizist, fast genauso lange in Oberhausen, und hat schon viele Bereiche bei der Polizei durchlaufen. Im November 2018 ist er Leiter des Verkehrskommissariats geworden und hatte bei seinem Dienstantritt klare Vorstellungen, was er alles tun und verändern wollte. „Ich hatte immer den Wunsch, eine Dienststelle zu prägen. Vor allem, da mir das Miteinander und die Teamarbeit wichtig sind", erklärt er. „Doch was ich vorhatte, konnte ich gar nicht umsetzen, so ein tolles Team ist das hier." Seine Aufgaben versteht er als „Mannschaftkapitän" mit allem, was administrativ und organisatorisch anfällt. „Die Kolleginnen und Kollegen leisten hier sehr gute Arbeit. Das macht vieles einfacher."

„Wir arbeiten für den Geschädigten"

Sein Vertreter Thorsten Lipka ist seit mehr als zehn Jahren beim Verkehrskommissariat und noch immer mit Freude bei der Arbeit. Seit Mitte 2018 als stellvertretender Dienststellenleiter. Und auch er freut sich über das Gemeinschaftsgefühl. „Allein kommt man irgendwann nicht mehr weiter", meint der gebürtige Bottroper. „Man profitiert so viel von den Fähigkeiten und dem Wissen anderer. Wir hatten einen Fall, in dem ein Autofahrer einen Radfahrer überfahren und verletzt hat liegen lassen. Das Videomaterial, das uns zur Verfügung stand, gab leider nicht viel her. Alles, was man darauf erkennen konnte, waren die schemenhaften Umrisse eines Fahrzeugs."

Nun kann man nicht behaupten, dass sich die Kolleginnen und Kollegen vom Verkehrskommissariat nicht mit Autos auskennen würden. Doch auch sie waren irgendwann mit ihrem Latein am Ende. Nur ein Kollege, der eine ganz besondere Affinität und Leidenschaft für Autos besitzt, konnte tatsächlich ein Automodell bestimmen. Die Ermittlungen haben dann zum Unfallfahrzeug geführt. Der Halter hatte den Kotflügel zwar in der Zwischenzeit ausgetauscht, doch das beschädigte Teil lag noch in seiner Garage.

„In dem Bereich braucht man Spürsinn und einen gewissen Jagdtrieb, um einen Fall aufzuklären", erklärt Thorsten Stolte. Und sein Kollege ergänzt: „Wir arbeiten für den Geschädigten und das ist eine große Genugtuung, zu sehen, dass man ihm zu seinem Recht verhelfen konnte."

Unfallflucht ist kein Kavaliersdelikt

Ein großes Problem, so bestätigen die beiden, seien die steigenden Fälle von Verkehrsunfallfluchten. „Eine Unfallflucht ist kein Kavaliersdelikt, es ist eine Straftat. Und je nach Sachverhalt kann das nachhaltige Folgen haben, wie zum Beispiel den Verlust des Führerscheins oder hohe Geldstrafen. In besonders schweren Fällen sogar eine Haftstrafe."

Warum denn Verkehrsteilnehmer immer noch einfach wegfahren würden, ohne für den entstandenen Schaden gerade zu stehen? „Dafür gibt es viele Gründe", erklärt Thorsten Lipka. „Die Menschen scheuen die Erhöhung des Beitrags ihrer Autoversicherung. Wer angetrunken, unter Drogen oder gar ohne gültige Fahrerlaubnis unterwegs ist, hat weitere Strafen zu befürchten und zieht es deshalb vor, vom Unfallort zu flüchten." Aber es sind noch viele Gründe mehr. „In einem Fall meldete ein Mann einen Unfall mit seinem elektrischen Rollstuhl. Er behauptete von einem rücksichtslosen Autofahrer angefahren worden zu sein", erinnert sich Thorsten Lipka. „Die Aufregung - auch in den Medien - war groß. Doch die Ermittlungen ergaben, dass gar kein anderes Fahrzeug involviert gewesen war. Stattdessen war der Mann unter Alkoholeinfluss gegen einen Poller gefahren und hatte Angst, dass er seinen elektrischen Rollstuhl würde abgeben müssen."

Thorsten Lipka hatte auf seinem Mountainbike den Ort abgefahren, auch den angrenzenden Park – auf der Suche nach weiteren Spuren. So ist er schließlich auf die echte Unfallstelle gestoßen, Teile des Rollstuhls, die dabei zu Bruch gegangen sind, lagen noch auf dem Weg. Das beweist wieder, dass vor allem eines zu den wichtigsten Aufgaben gehört, erklärt Thorsten Lipka: „Einen kühlen Kopf behalten, alle Fakten zusammentragen und keine voreiligen Schlüsse ziehen – egal wie eindeutig ein Sachverhalt auf den ersten Blick wirkt."

Zeugenaussagen sind unverzichtbar

„Die Sachbearbeiter vom Verkehrskommissariat lassen nicht locker, wenn es darum geht, eine Unfallflucht aufzuklären. Umso mehr, wenn Menschen verletzt worden sind. Fälle können sich durch Zeugenaussagen oder Gutachten verändern. Sie sind deshalb sehr wichtig", erklärt Thorsten Stolte. „Deshalb sind wir auf die Mithilfe von Zeugen angewiesen. Wenn alle wegschauen, kommen auch wir irgendwann nicht mehr weiter."

Die beiden Ermittler appellieren deshalb, über den eigenen Schatten zu springen und die Polizei zu rufen. Auch wenn man selbst den Unfall verursacht hat. „Und wer weiß, vielleicht trifft es mal einen selbst und da würde man sich doch freuen, wenn der Unfallverursacher sich meldet."

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